Der größte Beschleuniger Europas

Veröffentlicht am 23.04.2024 in Presseecho
 

Foto: Fraunhofer Institut Wintersweiler

Ein Besuch in der Forschungseinrichtung in Wintersweiler ist nur selten möglich. Viele Prozesse sind geheim: Geschäftsfelder sind unter anderem die Verteidigung und Sicherheit. Geforscht wird ebenso mit Schock- und Stoßwellen.

Eine Führung durch das Fraunhofer Ernst-Mach-Institut (EMI) in Wintersweiler: Möglich machte es Armin Schweizer. „Die meisten von uns fahren ja täglich hier vorbei und fragen sich, was hinter den verschlossenen Türen passiert“, stellte der Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Efringen-Kirchen fest.

Die Besuchergruppe war ein erlesener Kreis. Zwölf Interessierte, davon rund die Hälfte SPD-Kandidaten für die anstehenden Kommunalwahlen, waren mit dabei. Bereits die Formulare, welche die Besucher vorab unterschreiben mussten, wiesen auf die großen Kräfte hin, mit denen hinter sehr dicken Mauern und Türen gearbeitet wird: Bei zwei kurzen Tönen etwa muss mit einem lauten Knall und Erschütterungen gerechnet werden.

Wie Alexander Stolz, Leiter der Abteilung Sicherheit und Resilienz ausführte, wurde das EMI in Wintersweiler 1959 gegründet. Ein Grund war, weil für den Platz am Steinbruch bereits eine Sprengberechtigung vorlag.

Das Fraunhofer EMI hat sich auf die Untersuchung physikalisch-technischer Vorgänge in Werkstoffen, Strukturen und Komponenten spezialisiert, wie sie sich etwa bei Unfällen, Abstürzen, Einschlägen oder einem Aufprall ereignen. Zusammen beschäftigen die drei Standorte Efringen-Kirchen, Kandern und Freiburg 360 Mitarbeiter und verfügen über ein Jahresbudget von insgesamt rund 31 Millionen Euro. Rund 70 Prozent davon kommen über Aufträge aus der Industrie und öffentlich finanzierte Forschungsprojekte herein, den Rest steuern Bund und Länder bei. Bundesweit gibt es 76 Fraunhofer-Institute. Bekannte Forschungsergebnisse sind weiße LEDs, das Musikformat mp3 und hochauflösende Thermokameras.

Am EMI-Standort Efringen-Kirchen wird geforscht an Schock- und Stoßwellen sowie an Prozessen, die in sehr, sehr kurzen Zeiträumen ablaufen. Entwickelt werden Lösungen in den Geschäftsfeldern Verteidigung, Sicherheit und Resilienz, Automotive, Raum- und Luftfahrt. Beim Feld „Automotive“ etwa geht es um die Sicherheit von Fahrzeugen, Fahrrädern und Fußgängern. Im Geschäftsfeld „Sicherheit und Resilienz“ wird erforscht, wie man Brücken, Straßen und Gebäude langlebiger und stabiler machen kann. In der Raumfahrtforschung geht es auch um den Schutz vor Satelliten in der Erdumlaufbahn.

Um an mehr Sicherheit zu forschen, ist es erforderlich, unter streng definierten Voraussetzungen und höchsten Sicherheitsvorkehrungen eine Vielzahl an Dingen kaputt zu machen. Bei der Zerstörung von Mauerwerk und Glasfenstern etwa durch Orkane werden Sprengstoffe durch hochkomprimierte Luft ersetzt, möglich ist die Simulation eines bis zu 250-fachen Winddrucks in 20 Millisekunden. In einer weiteren, komplett mit Beton verstärkten Halle werden Crashtests durchgeführt.

Röntgendetektoren erfassen dabei, was bei einem Crash im Inneren eines Autos sowie mit den Crashtest-Dummies und Airbags passiert. Möglich sind bis zu 1000 Röntgenaufnahmen pro Sekunde.

In der sehr langen schmalen Halle namens „Nordpol“ werden mittels zweistufiger Leichtgaskanone Einschläge simuliert. Hier, im größten Beschleuniger Europas werden Geschwindigkeiten erreicht, bei denen selbst Projektile aus recht leichtem Kunststoff tiefe Krater in Metall verursachen. Dass es überhaupt nicht ratsam ist, einen Nagel in eine Lithium-Ionen-Batterie zu schlagen, dürfte vielen klar sein. Was passiert, wenn man es trotzdem tut, war mittels Röntgenbildgebung in einem Kurzvideo zu sehen. Eine thermische Reaktion entsteht, der Akku brennt. Dabei entstehen giftige Gase und bis zu 1000 Grad Celsius. Derzeit werden in dieser Halle Batteriespeicher getestet, die für private Photovoltaikanlagen benötigt werden. Eine Gaswaschanlage verhindert das Austreten von Gasen in die Umwelt, die stärkste Stahltür im Gebäude hält einem Überdruck von bis zu neun Bar stand.

Und so war zuletzt, nach gut zwei Stunden Führung, den beeindruckten Besuchern auch sonnenklar, warum man nicht mal eben schnell hereinschneien kann in die Forschungshallen des Ernst- Mach-Instituts in Wintersweiler.

 

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